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jung und alt |
Nur noch drei Tage blieben uns im
Iran, um uns langsam von diesem eindrücklichen Land zu verabschieden. Die
verkehrsreichen Strassen würden wir nicht vermissen, dies war uns schon viel
länger klar. Unser Schutzengel stand sowieso schon unter Dauerstress uns auf den
iranischen Strassen zu überwachen, und die kleine Unfallstatistik, die wir
unterwegs erstellten, spricht auch für sich: Von insgesamt zehn
Verkehrsunfällen, die wir auf unserer gesamten Reise bisher gesehen hatten,
ereigneten sich neun im Iran. Zwei davon waren schwer, der Rest Blechschäden.
Eigentlich erstaunlich, hatte nicht ein gewisser Mahmud Ahmedinajad aus Teheran
eine Doktorarbeit in Verkehrskontrolle geschrieben? Wie wir zum Glück erst
später erfahren haben, sterben in Yazd
jede Nacht ein bis zwei Motorradfahrer auf der Strasse. Und die insgesamt
28´000 Verkehrstoten pro Jahr im ganzen Land zeigen ebenso auf, dass hier wohl
eher alles andere als der Verkehr kontrolliert wird... Immerhin stoppen die
Autofahrer mittlerweile tagsüber bei Rotlicht an der Ampel.
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Gegend nach Mashhad |
Die letzten beiden Tage im Iran
waren dann aber das pure Gegenteil. Die bis dreissig Kilometer nach Mashhad hupenden und vorbeidonnernden
Lastwagen wurden zu einer letzten Geduldsprobe, doch dann schien keiner mehr
Interesse zu haben, an die Turkmenische Grenze zu fahren. Wir radelten auf
einer eher kleineren Strasse durch wunderschöne Hügel, vorbei an steppen- und wüstenähnlichen
Landschaften ins Grenzörtchen Sarakhs,
wo wir uns für zwei Nächte im einzigen Hotel niederliessen. Hier trafen wir
auch auf Mike und Lisa, ein Radlerpärchen auf dem Weg nach China. Ihr
turkmenisches Transit-Visum begann einen Tag früher als unseres, und so fuhren
sie frühmorgens los, während wir noch am Z´morge bei Brot, Butter und
Rüeblikonfi sassen. Unser Projekt an diesem Tag lautete: Postkarten versenden.
Wie es halt so ist im Iran, hatten wir bald einmal einen netten Herrn an
unserer Seite, der uns zur Post führte. Doch die Postbeamtin schickte uns
gleich weiter zur Postbank. Dort angekommen, machte die Dame am Schalter grosse
Augen, als sie unsere Karten sah. Sie war erst etwas verunsichert, doch dann
brachte sie uns gepolsterte Kuverts, in denen wir die Postkarten versenden
sollten. Preis für ein Kuvert: 15 Stutz. Wir erklärten ihr und auch unserem
Begleiter, der uns schon fast die Karten aus den Fingern riss, dass wir nur ganz
normale Ansichtskarten versenden wollten. Marke drauf und Schluss. "Geht
nicht. Nur innerhalb des Irans." war die Antwort. Uns war zu heiss, um
noch länger mit den Beamten zu diskutieren. Dann würden wir sie halt aus
Zentralasien versenden, und entfernten uns aus der Postbank. Wir schauten auch,
dass wir uns bald von unserem "hilfreichen" Begleiter entfernen
konnten, denn dieser wurde langsam etwas
aufdringlich. Später wollten wir es noch einmal selbst in einer anderen Filiale
versuchen, die ich zuvor gesehen hatte. Dies taten wir dann auch, und der
Beamte da machte erst einmal ein Foto von uns, aber schien dann gleich zu
verstehen, was wir wollten. Er holte Marken aus dem Tresor und hielt sie uns
hin zum Aussuchen. Wir waren etwas erstaunt, denn wir hatten ja keine Ahnung wie
viel es kosten würde, Karten in die Schweiz zu versenden. Sicherheitshalber
entschieden wir uns für die teuersten, und da war er wiederum erstaunt, dass
wir nur eine Sorte auswählten. Wir klebten gemeinsam die Marken feinsäuberlich
auf. Anschliessend drückten wir ihm die Karten in die Hand zum Abstempeln. Er
fiel aus allen Wolken, als er merkte, dass wir die Postkarten tatsächlich versenden
wollten. Verblüfft holte er genau das gleiche gepolsterte Kuvert hervor, das
wir schon am Morgen abgelehnt hatten. Auch er schien das System "Postkarte
ins Ausland versenden" nicht zu kennen... Er begriff dann aber schneller
als die Dame in der anderen Filiale, telefonierte herum und schaute in seinem
Computer nach, ob dies denn ginge und wie viel es kosten würde. An seiner
freudigen Reaktion merkten wir, dass er erfolgreich war. Er beauftragte seine
Mitarbeiterin, aus einem Gerät auf dem Tisch sechs Marken auszudrucken, während
wir die anderen Marken wieder feinsäuberlich entfernten. Jene wurden dann
ersetzt von den neuen Marken, und dann kam der obligatorische Stempel drauf.
Sichtlich erfreut, dass er uns helfen konnte, rechnete er uns dann den Preis
aus: 15 Stutz pro Karte. Uns riss langsam der Geduldsfaden. Zum Glück hatten
wir Mahdi, dessen Telefon 24 Stunden für uns eingeschaltet war. Wir riefen ihn
an, und er machte den Dolmetscher per Telefon. Nach fünf Minuten wusste der
Beamte dann schliesslich was zu tun war, während wir wieder feinsäuberlich
Marken entfernten. Da die Postbank schon bald ihre Türen schloss, wurde uns
versichert, dass die Karten am nächsten Morgen gleich als erstes bearbeitet
werden und auf "normalem" Weg in die Schweiz versendet würden. Wir
bezahlten, und verliessen das Gebäude. Für all diejenigen, die aus dem Iran
eine Karte erwarten: Wir haben alles gegeben! Die Karte wird ankommen - Inshallah!
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Iran - khaste nabashid ve khoda hafez! |
Wir waren seit längerem gespannt
auf unseren nächsten Abschnitt, Zentralasien. Bis jetzt war die Reise relativ
einfach zu meistern, doch nun gesellten sich zu den kulturellen Unterschieden
noch zusätzliche Schwierigkeiten. In Turkmenistan erwartete uns eine trockene,
heisse Wüste, Usbekistan ist berüchtigt für Reisedurchfälle und in
Tadschikistan ist die Höhe das Damoklesschwert. So fuhren wir am nächsten
Morgen etwas nervös um zwanzig vor Acht los, an die Iranisch-Turkmenische
Grenze. Wir wussten, dass die Grenzübertritte nun immer wie mühsamer wurden,
also stellten wir uns darauf ein. Auf der Iranischen Seite wurde unser Pass
etwas unmotiviert vom einen ins andere Büro und wieder zurück gereicht, während
die Zöllner mit ihrem Frühstück beschäftigt waren, bis Domi schliesslich
überdeutlich unsere restlichen Rials in die Spendebox direkt vor dem Schalter
warf und dafür ein breites Lachen eines Zöllners erntete. Von da an ging es
dann eigentlich ganz rasch.
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camels x-ing vor dem Wachtposten |
Der Iran liess uns gehen und auf der anderen Seite
der Grenzbrücke wurden wir bereits von einem turkmenischen Wächter erwartet.
Nach einer raschen Passkontrolle hiess er uns das Grenzhäuschen zu betreten, wo
uns ein Arzt wichtig anschaute, und danach viel zu schreiben hatte. Wir gaben
unsere Pässe ab, worauf die Zollbeamten ebenso viel zu schreiben hatten. Die
sowjetische Bürokratie schien hier noch nicht der Vergangenheit anzugehören.
Auch wir durften viel schreiben, und nachdem wir die deklaratsya ausgefüllt hatten, und unser gesamtes Gepäck
durchleuchtet worden war, erhielten wir den schtamp
und wurden entlassen. Im turkmenischen Serahs
wechselten wir Manat und sahen uns
erst einmal satt an den wunderschönen, grossen turkmenischen Frauen. In bunt
geblümten, langen Röcken gingen sie elegant an uns vorbei, die langen,
schwarzen Haare unter ein buntes Tuch gebunden oder in Zöpfen auf den Rücken
fallen gelassen, lachten sie uns zu und ihre Goldzähne blinkten im grellen
Sonnenlicht. Welch ein wohltuender Anblick nach den unzähligen schwarz
verhüllten Wesen im Iran. Auch ich entledigte mich ein für alle Mal meines
Kopftuches. Mein langärmliges Hemd allerdings trug ich weiterhin, denn die
Sonne brannte zu stark auf meiner Haut.
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wo gibt´s denn hier Schatten? |
Mit 20 Liter Wasser im Gepäck machten
wir uns auf den Weg in die Karakum
Wüste. Das nächste Dorf lag 95 km weit entfernt, also mussten wir uns ein wenig
beeilen, um vor Sonnenuntergang da zu sein. Gar nicht so einfach - die Strasse
war voller Schlaglöcher und der Wind blies aus der falschen Richtung (was gar
nicht so unangenehm ist bei 45°C an der prallen Sonne). Um die Mittagszeit
versuchten wir unsere Zeltplane aufzuspannen um etwas Schatten zu kriegen, doch
der Wind machte unseren Plan zunichte. Nachdem wir gegessen hatten, fuhren wir
gleich weiter und fanden bald einen Strommasten, der exakt eine Mättelibreite
Schatten spendete. Genug für uns um der grössten Hitze zu entkommen. Von vier
bis acht Uhr fuhren wir schliesslich die restlichen 60 km (fanden 18 km vor dem
Dorf sogar noch einen kleinen Kiosk mit kühlem Coca Cola) und erreichten
erschöpft Hauz-Han, wo wir in einem
Restaurant assen und übernachten durften.
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Nebenstrasse |
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Morgens um 05:30 auf der "A1" |
Um vier Uhr in der Früh standen wir auf,
assen unser Müesli und waren kurz vor Sonnenaufgang wieder auf der Strasse. Die
Fahrt auf der Turkmenischen "A1" verlief alles andere als
geschmeidig: Bei Gegenwind mussten wir Schlaglöchern ausweichen, Teerwälle
umfahren und uns vor vorbeidonnernden Lastwagen in Sicherheit bringen. Halt
machten wir nur um Wasser nachzufüllen und Kamele zu fotografieren. In der
Gegend um Mary wurde das Klima etwas angenehmer. Durch die Landwirtschaft und
die Bewässerung war die Luft ein paar Grad kühler, was das Fahren etwas angenehmer
machte. Wir staunten über die Prachtbauten in Mary (jede einzelne geschmückt
mit dem Konterfei des Ex-Präsidenten Nyazov), deren Errichtung wohl Millionen
gekostet hatten. Wir fanden nicht heraus, wozu diese benutzt wurden - Menschen
sahen wir nie heraus oder hineingehen, kamen aber zum Schluss, dass die
Regierung das Geld besser in den Strassenbau gesteckt hätte.
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camels x-ing auf der "A1" |
An diesem Tag
wollten wir so viel Weg wie möglich zurück legen, damit es gegen Ende unseres
5-Tage Transit Visums nicht plötzlich eng wurde. Die Landwirtschaftszone machte
langsam aber sicher der riesigen Karakum
Wüste Platz und die Temperaturen stiegen bereits wieder ins Unerträgliche, als
Domi plötzlich hinter den nächsten Wüstenbusch rannte - Durchfall. Eigentlich
hatten wir ja damit erst in Usbekistan gerechnet! Und Turkmenistan war nun
wirklich der letzte Ort, wo wir unnötig aufgehalten werden wollten. Vielleicht
die Hitze, dachten wir, doch Domi blieb immer öfters hinter mir zurück, was ganz
und gar untypisch war. Es ging ihm immer schlechter, und als er sich am
Strassenrand erbrach, war mir klar - jetzt hatten wir ein Problem.
Glücklicherweise waren es nur noch zwei Kilometer bis zum Kaffee in Zahmet, wo wir übernachten wollten.
"Nach dem zweiten Polizeiposten rechts" wussten wir von früheren
Beschreibungen, dort musste es sein. Doch das Haus da machte einen ziemlich
verlassenen Eindruck. Die Strasse runter kam wiederum nur noch Wüste, und Domi
ging es immer schlechter. Wir fuhren zum Haus, und da plötzlich bewegte sich
ein Vorhang. Es war jemand da! Ein Junge öffnete die Tür, und wir fragten, ob
wir hier essen und schlafen könnten. "Da,
da, moshne" war die Antwort, ja klar, ihr dürft! Domi legte sich
gleich hin, und ich räumte unsere sieben Sachen ins Zimmer des kleinen Motels.
Als ich für Domi das Fieberthermometer aus meinen Taschen kramte, stellte ich
mit Schrecken fest, dass dieses ausgelaufen war. Nicht so sehr, weil ich nicht
Fieber messen konnte, denn dies ging zur Not auch mit der Handfläche. Nein, es
war das alte Thermometer, das Domi noch aus Kuba hatte - vormals gefüllt mit
Quecksilber. Zwischen unserem Verbandsmaterial rollten nun kleine, silbrige
Kügelchen umher. Ich wollte gar nicht wissen, wie heiss es in den Taschen
geworden sein musste, damit ein Thermometer platzen kann und reinigte
vorsichtig unsere Verbandskiste. Am nächsten Morgen ging es Domi schon deutlich
besser, aber er war noch zu schwach um durch die Wüste zu fahren. Wir
entschieden uns einen Lastwagen anzuhalten und unsere Velos zu verladen, denn
Zeit um den Käfer auszukurieren hatten wir aufgrund des Visums nicht. Doch dies
schien schwieriger als erwartet. Jeder der anhielt, winkte ab. Dies sei viel zu
gefährlich, man müsste bei der Polizei Busse bezahlen oder man käme gar ins
Gefängnis, wenn man Touristen transportieren würde. Auch der einzige Taxifahrer
in der Gegend war uns nicht so geheuer, und er wollte erst am nächsten Tag um
Fünf Uhr nachmittags nach Turkmenabat
los fahren, für 80 Dollar, wovon er wohl den grössten Teil bei der Polizei
abgeben musste. Schliesslich hatte einer der Angestellten eine Idee: Wir
sollten doch direkt zum Polizeiposten um die Ecke gehen, und ihn fragen, ob er
für uns einen Wagen anhalten könnte, vielleicht liess er ja mit sich reden. Der
Junge vom Kaffee kam mit uns als Dolmetscher. Domi machte nochmals einen
besonders kranken Eindruck und siehe da, der Polizist - dein Freund und Helfer
- willigte ein. Nun mussten wir nur noch auf einen grosses Auto hoffen, das in
Richtung Turkmenabat unterwegs war.
Und in solchen Momenten beginnt man dann zu Zweifeln, ob da nicht doch
vielleicht jemand seine Hand im Spiel hat: Das erste Auto, welches uns über die
Brücke entgegenfuhr, war ein grosser Reisecar, notabene der erste, den wir in
Turkmenistan gesehen hatten, angeschrieben mit der Destination Turkmenabat. Mit ernster Miene hielt der
Polizist den Car an, sprach kurz mit den Fahrern, welche uns schliesslich zu
sich her winkten. Und dann ging alles plötzlich sehr schnell. Unsere Velos und das
Gepäck wurden verstaut, und wir durften einsteigen. Turkmenische Reisende
freuten sich über die Abwechslung und uns wurde auf den besten Sitzen Platz
gemacht. Im angenehm klimatisierten Car schwebten wir über die Holperpiste
durch die brütende Hitze der Karakum
Wüste nach Turkmenabat.
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kuchnya na gastinitsye - Hotelküche |
Wir kamen praktisch gleichzeitig
mit den Schweizer Tourenradfahrern Fabienne und Ruedi, die uns schon längere
Zeit auf unserem blog verfolgt hatten, an. Auch Mike und Lisa schienen kurz vor
uns angekommen zu sein, denn ihre Räder standen ebenfalls im Eingang des
Hotels. Der Ambulanzwagen neben uns war uns erst gar nicht aufgefallen, bis
plötzlich die Tür des Hotels aufging und der Fahrer der Ambulanz mit Mike, der
kaum noch bei Bewusstsein war, die Treppe runter gehen wollte. Wir rannten
sofort hin, und halfen ihm Mike, der vor Fieber glühte, zum Krankenwagen zu
tragen. Wir wussten nicht, ob er uns überhaupt noch wieder erkannte, und Lisa,
die etwas später tränenüberströmt aus dem Hotel kam, wusste auch nicht, was los
war, er sei gerade eben zusammengebrochen. Sie setzte sich zu Mike in die
Ambulanz, und die beiden wurden, begleitet von zwei Krankenschwestern in
Häubchen im 50er Jahre Stil, weggefahren. Wir blieben mit einem flauen Gefühl
im Magen zurück. Nach dem Abendessen sagte mir die Rezeptionistin, dass die
beiden bereits wieder zurück im Hotel seien. Ich traute meinen Ohren nicht,
denn in dem Zustand, in dem wir Mike zuvor gesehen hatten, konnte es unmöglich
sein, dass es ihm jetzt schon wieder gut ging. Ich suchte sie in ihrem Zimmer
auf, und fand eine verzweifelte Lisa und Mike, der vor Schwäche kaum mehr
sprechen konnte vor. Sein Zustand hätte sich plötzlich wieder zusehends
verschlechtert, doch in dieses Spital zurück wolle er nicht mehr. Fieber hatte
er zum Glück keines mehr, und ich riet ihm genügend zu trinken und zu schlafen,
und Lisa uns zu wecken, wenn sich sein Zustand noch mehr verschlimmern sollte.
Um sechs Uhr morgens stand Lisa vor unserer Tür. Mike hatte zwar kein Fieber
mehr, aber war immer noch extrem Schwach und die arme Lisa hatte mittlerweile selbst
Fieber, Erbrechen und Durchfall.
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vanaya - Badezimmer |
Die beiden Häufchen Elend lagen in ihren
Hotelbetten, und ihr Turkmenistan-Visum lief an diesem Tag aus. Fabienne und
Ruedi, deren Visum noch vier Tage gültig war, und wir, die wir noch einen Tag
länger in Turkmenistan bleiben konnten, hielten Krisensitzung. Die beiden
hatten bereits versucht ihre Reiseversicherung zu kontaktieren - erfolglos.
Kein Telefon in der näheren Umgebung konnte für Auslandgespräche verwendet
werden. Nachdem wir sahen, dass Mike immer noch zu schwach war, um selbständig
zu stehen, war uns klar, dass es zu gefährlich war, ihn in dieser Hitze mit dem
Taxi über die Grenze zu bringen. Wir befanden, dass er noch einmal zurück ins
Spital musste - Visum hin oder her. Während Fabienne und Ruedi sich um
Fahrräder und Gepäck der beiden kümmerten (wir mussten alle das Hotel wechseln,
denn es wurde eine hohe Delegation aus Ashgabat
erwartet), begleiteten Domi und ich die beiden, die vom Notfallarzt gleich eine
Spritze in den Allerwertesten kriegten, mit der Ambulanz ins Spital. Da angekommen,
wussten wir schlagartig, weshalb die beiden gestern so rasch wieder ins Hotel
wollten. In der Notfallaufnahme (Büro mit Tisch, Stuhl, Telefon und Pritsche) musste
sich Mike hinlegen, worauf ihm ein "Arzt" ein bisschen auf dem Bauch
rum drückte, forsch auf Russisch Fragen stellte und viel zu schreiben hatte. Er
wollte wissen, was Mike zuvor gegessen hatte, und nachdem wir ihm zwei, drei
Sachen aufgezählt hatten, winkte er ab, das sei genug (Hauptsache er hatte
wieder etwas aufzuschreiben). Die Schreiberei dauerte und dauerte, und um Mike
und Lisa kümmerten sich hauptsächlich wir. Der "Arzt" sprach die
längste Zeit von Geld, und wir verstanden nicht oder wollten nicht verstehen,
was er meinte. Endlich kam eine Krankenschwester, die hilfsbereit aussah. Sie war
stolz auf uns, dass wir den korrupten Arzt nicht schmierten und begleitete Domi
mit Mike ins Gebäude Fünf, wo dieser in ein Krankenbett gelegt wurde. Ich blieb
mit Lisa, der es bereits viel besser ging als am Morgen zurück in der
Notfallaufnahme und wir warteten geduldig bis alle anderen Patienten
aufgenommen worden waren und der "Arzt" Zeit hatte sich um Lisa zu
"kümmern". Auch ihr drückte er ein bisschen auf dem Bauch herum, und
nach 15 Minuten Formular ausfüllen, drückte er der Schwester einen Fresszettel
in die Hand, und wir wurden nun ebenfalls ins Gebäude Fünf beordert. Die
Schwester gab mir den Fresszettel und schickte mich in die Apotheke - es war
das Rezept für Lisa. Neben Antibiotika, Spasmolytika, Verdauungsenzymen,
Metamizol und Paracetamol, standen da auch Glucose-Lösung, Ringerlactatlösung, NaCl-Lösung
und diverse Elektrolyte zur Infusion. Erst jetzt fiel es mir wie Schuppen von
den Augen. Ich zupfte an Mikes Haut, die überhaupt nicht mehr elastisch war,
und fragte ihn, wie oft er in der letzten Zeit zur Toilette ging. In den
letzten fünf Tagen vielleicht so einmal pro 24 Stunden flüsterte er. Ich fragte
weiter, und fand heraus, dass die beiden in den fünf Tagen Wüste je 5 Liter
Wasser pro Tag tranken. Weniger als die Hälfte von dem was Domi und ich pro Tag
in uns hineinschütteten. Mike war derjenige, der dringendst eine Infusion
benötigte! Er war offensichtlich dehydriert und trinken alleine reichte nicht
mehr aus. Ich wandte mich an die nette Schwester und wollte ihr meine Vermutung
erklären. "Njet! Eta devotchkih!"
Nein! Dies sei für das Mädchen bestimmt. Er hätte ein anderes Rezept.
Tatsächlich - ihm wurden neben Antibiotika auch Novokain, Diphenhydramin und Vitamin C verschrieben. Ich versuchte den Schwestern klar zu machen,
dass hier offensichtlich ein Irrtum vorliegen musste und das Mike dringendst
eine Infusion benötigte. Nach mehreren energischen "Njet" nun meinerseits, brachten mich die Schwestern zu einer
jungen Ärztin. Ich versuchte ihr ebenfalls zu erklären, was ich über Mikes
Zustand dachte, und hoffte, dass sich endlich eine kompetente Person um ihn
kümmern würde. Die Ärztin nickte nur und schrieb wieder einen Fresszettel, ohne
sich Mike anzuschauen. Nun wurde ihm aber endlich eine Infusion gesteckt. Ich
hoffte, dass ich keinen Fehler gemacht hatte, denn in diesem Puppenspiel, in dem es um Mikes Gesundheit ging, hatte ich plötzlich viel zu viel Verantwortung für meine beschränkten diagnostischen Fähigkeiten. Ausserdem kannte man in diesem Spital Hygiene nur gerade dem Namen nach. Während wir im Notfallbüro auf keinen
Fall etwas essen durften, wurden hier Spritze und Nadel auf den Tisch neben das
Teller mit Wassermelone gelegt, auf der bereits Fliegen ihre Eier legten. Injektionsampullen
wurden offen stehen gelassen, weil im
Nebenzimmer noch rasch was anderes erledigt werden musste. Nach dem
dritten Versuch war die Nadel endlich in Mikes Vene. Die Schwester räumte noch
Abfall weg, als ich sie fragte, ob sie denn etwas hätte, um die Nadel vielleicht
noch am Arm zu befestigen. Sie verschwand und kam kurze Zeit später mit zwei
Streifen Scotch Klebeband zurück. Obwohl Mike schon länger kein Fieber mehr
hatte, verabreichten die Schwestern ihm Antibiotika, was in diesen Umständen
vielleicht gar nicht so schlecht war.
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Mr. Nyazov |
Domi und ich verabschiedeten uns
kurzzeitig von den beiden, um ihr Gepäck und ihre Fahrräder aus dem Hotel ins
Spital zu holen. Mit ihren Velos fuhren wir durch die Stadt, in der sich Prunkbauten
an Prunkbauten reihten und in der alles auf den ersten Blick sauber und schön
aussah, die aber die schreckliche Realität hinter ihrer Fassade verbarg.
Menschen sahen wir kaum in den Strassen, alles wirkte seltsam leer und
verlassen. Hier wurde nicht gelebt. Als wir wieder im Spital zurück waren, war
die Infusion aus Mikes Arm verschwunden. Immerhin hatte er inzwischen "the longest pee in his life". Auch
etwas Nudelsuppe und Babybrei, den wir ihm aus dem kleinen Laden vor dem Spital
geholt hatten, hatte er inzwischen gegessen. Lisa hatte aufgepasst, dass er
kontinuierlich Flüssigkeit zu sich nahm. Trotzdem war er noch immer zu schwach,
um längere Zeit aufrecht zu sitzen. Nach erneutem Nachfragen bei den
Schwestern, kam endlich ein Arzt, der zum ersten Mal einen bemühten Eindruck
machte und der mir mithilfe meines Russisch Reisesprachführers Fragen zu Mikes
Befinden stellte. Ich übersetzte und vergewisserte mich, dass Mike noch einmal
eine Infusion kriegen würde. "Moshet
biht zavtra" - Vielleicht morgen. Er verschrieb ihm Ayran und meinte er solle halt viel
trinken und verschwand auch schon wieder. Mikes Zustand hatte sich seit gestern
etwas verbessert, doch er war noch weit davon entfernt transportierfähig zu
sein. Lisa würde der Magen-Darm Infekt wohl noch an diesem Tag etwas quälen,
doch sie schien bereits wieder auf dem Weg zur Besserung. Da unser Visum am
nächsten Tag ablief und wir morgens um sechs Uhr in Richtung Grenze losfahren
wollten, mussten Domi und ich die Beiden wider Willen ihrem Schicksal
überlassen. Für uns würde man an der Grenze kein Pardon kennen, wenn wir sie zu
spät erreichten. Wir rieten den Beiden dringendst über die Botschaft eines
befreundeten Landes mit ihrer Versicherung Kontakt aufzunehmen, versicherten
uns, dass ihnen die Ärzte einen medizinischen Attest ausstellten und
verabschiedeten uns von ihnen, in der Hoffnung, möglichst bald eine positive
Nachricht von ihnen zu hören...
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goldiges Lachen |
So machten Fabienne, Ruedi und
wir uns am nächsten Morgen auf den Weg und fuhren los, um möglichst rasch aus
diesem Land, dessen Bürger Marionetten eines allgegenwärtigen Kontrollapparates
zu sein schienen, zu entkommen. In gedämpfter Stimmung konnten wir aufatmen,
als wir endlich die Usbekische Grenzkontrolle hinter uns gelassen hatten. Das
Schicksal der beiden Radler hackte sich in unsere Hinterköpfe und würde uns
wohl für den Rest der Reise begleiten. Um die Mittagszeit machten wir in Olot beim Bozor (Markt) halt, erfrischten uns an einer Wassermelone und
genossen erstmals wieder den Anblick einer lebendigen Dorfgemeinschaft - welch
ein Gegensatz zur surrealen turkmenischen Fassadenwelt! Zwischen Gemüse- und
Früchteständen wuselte es nur so von Menschen, uns wurde Brot zum Kauf
angeboten, eine Usbekische Dame rief uns von ihrer Terrasse zu sich hinauf, um
uns zu bewirten, Frauen posierten lachend vor unseren Kameras und mit einem
Grinsen im Gesicht wurde Domi gepanschtes Coca Cola verkauft. Alles war gut,
nur ich rannte zur Toilette: Durchfall - Zentralasien hatte auch mich erreicht.
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schon wieder Taxi... |
So fuhren wir noch zehn Kilometer ins nächste Kaff, wo wir ein Taxi nahmen ins Hotel,
welches leider 60 km entfernt in Bukhara
lag. Wir schwörten uns, dass dies das letzte Taxi sein sollte und liessen uns
in ein gemütliches Hotel chauffieren, wo wir uns entschlossen ein paar Tage zu ruhen,
um Krankheiten auszukurieren und um die vergangenen Tage zu verarbeiten.
Wenn Janine schreibt, kann es ihr nicht schlecht gehen, denke ich...
AntwortenLöschenDoch das Lesen eures letzten Kapitels eurer Reisegeschichte macht mich nachdenklich: Was ist risikoreicher, auf den Himalaja zu steigen oder mit dem Velo durch ultraheisse Wüstengegenden zu radeln?
An Grenzen zu stossen,ist eine Herausforderung für junge Leute. Schaut gut zueinander und nochmals supergute Schutzengel wünscht euch
Elisabeth
Hallo Janie, ich bin ganz schön stolz auf dich! Bitte gebt auch auf euch selbst gut acht! E liebe Gruess, Paps
AntwortenLöschenHallo zäme
AntwortenLöschenIch hoffe die nächste Episode wird wieder etwas weniger spannend zu lesen... ;)
Passt gut auf euch auf.
Pascale
helööööööööööös,
AntwortenLöschenvoll kacke die versorgig ;-)
no ä chline tipp für kyrgistan. eifach sägä, Dir findet dr Talant Dujshebaev super. de finde d lüt o euch super. au lait.
chrigu
spannender als ein krimi - häbet sorg!
AntwortenLöschenfäbe
hi J and D
AntwortenLöschenvery hard days in turkamanistan! I hope the rest of trip would be enough enjoy full for you,
so you were nursing and doctoring in turkmanistan!
lucky Dominic that have you there! say him it is normal for a man in his age can not tollerate sucj a long journey!!!lol
I am following you eagerly via your blog
ps: what you eat in Naghshe jahan restaurant was Kashk-e- Bademjan (not Khoreshte badimjan), the desert name was Khoresht mast( means stew of yoghourt)
nice days and nice trip!
Ali- Isfahan
hallo zäme,
AntwortenLöschennach däm itrag hani auso grad ziemlech durscht übercho!!!hoffe dir heit jetz ganz viu chraft chönne tanke für witeri kilometer hinger nech z'bringe,.
machets witerhin so guet!
mpf nic
Neuigkeiten aus Bukhara: Wir haben Mike und Lisa (deren Namen wir übrigens geändert hatten) wieder getroffen. Beide wohlauf. Nach etlichen zusätzlichen Infusionen für Mike wurden die beiden aus dem Spital entlassen. Doch kein medizinischer Attest nützte ihnen: Sie hielten sich über 4 Tage illegal in Turkmenistan auf und mussten dafür 900 USD Strafe bezahlen. Ein anderer Reisender, den wir getroffen haben und der sein Ausreisedatum aus anderen Gründen verpasst hatte, verweigerte die Geldstrafe und wurde von den Behörden deportiert - nach Usbekistan. Einziger Nachteil: Er darf ein ganzes Jahr lang nicht mehr nach Turkmenistan einreisen... Wie ärgerlich!
AntwortenLöschendonnerwetter. isch dört dr rächt flügu vor svp ar macht. vou usländerfiindläch!
Löschenhiube!
Chrigu
Endlich sind auch wir auf dem Laufenden. In den
AntwortenLöschenFerien ist es manchmal nicht ganz einfach...Nachtraeglich sind wir tief beeindruckt von Gefahren, Strapazen aber vor allem davon, wie ihr sie gemeistert habt. Wir sind sehr stolz darauf, wie ihr den andern geholfen habt und sind natuerlich sehr froh darueber, dass es ihnen wieder besser geht. Janine, das war eine medizinische Hoechstleistung! Noch froher sind wir, wenn es euch beiden gut geht. Wir denken sehr viel an euch und hoffen einfach, dass die guten Geister euch weiterhin gut gesonnen sind. (Franz wuenscht zusaetzlich gute Kanalisation...)
Herzliche Gruesse FM
Hey zämmä,
AntwortenLöschenstellet euch vor was mach letscht Wuche beko händ? e Poschkarte:-D mir bedanke uns ganz härzlichscht defür und freue und scho uf die nächschte Biträg.
liebe gruess
Steffi und Christian