Sonntag, 24. Juni 2012

Iran zum Zweiten - niedergegart in der Wüste


Nachdem uns Ali über den Esfahaner Highway zu sich nach Hause geführt hatte, durften wir es uns in seiner Studentenbude gemütlich machen. Zum ersten Mal im Iran hatten wir etwas Zeit für uns selbst. Zeit um e-mails zu lesen, Zeit um den Blog zu schreiben und Zeit einfach nur um auf der faulen Haut zu liegen. 

Doch lange wollten wir dies nicht tun, den mit Esfahan erwartete uns eine der schönsten Städte des Irans. Ali, der über ein unglaubliches Wissen über Kultur und Geschichte des Irans (und erstaunlicherweise auch über die Schweiz und andere europäische Länder) verfügt, zeigte uns die schönsten Ecken der Stadt. Nach den alten Brücken aus 1001 Nacht führte er uns auf den Naqsh-e Jahan Platz, was so viel bedeutet wie "das Bild der Welt" (neuerdings  heisst er aber Imam Platz, wie könnte es auch anders sein...). 

Der zweitgrösste Platz der Welt, erbaut in der Zeit der Savawiden unter Shah Abbas dem Grossen, wird geziert von der eindrücklichen Imam Moschee im Süden, der äusserst prachtvollen Sheikh Lotfallah Moschee im Osten, dem Ali Qapu Palast, von wo aus der Shah und seine Gäste bei den Polo-Spielen auf dem Platz mitgefiebert hatten im Westen, und schliesslich dem Qeysarieh-Portal im Osten, welches den Eingang in den grossen Bazaar bildet. Die Bauten sind über und über verziert mit wunderschönen blau-gelb gemusterten Kacheln, ich konnte mich kaum satt sehen daran - geschweige denn satt fotografieren. Domis Kommentar war jeweils: "Machsch wider blaui Föteli...
Doch wie es der Zufall so wollte, hatten wir plötzlich Tobias und Marianne vor der Linse. Die beiden waren zwei Tage vor uns in Esfahan angekommen und sahen richtig erholt aus. Obwohl wir uns nur zu gerne noch länger mit ihnen unterhalten hätten, trennten sich unsere Wege nach einem kurzen Austausch der bisherigen Erlebnisse wieder - uns erwartete eine Party in Alis Wohnung mit seinen Freunden. Der Abend war sehr lustig und laut. Nach Apéro und Fast Food Service des Iranischen KFC folgte eine Spielrunde. Wir spielten Pantomime und Blackjack, was keinerlei Verständigungsprobleme mit sich brachte. 

Am nächsten Tag musste Ali kurz zur Arbeit, was uns die Gelegenheit gab, mal wieder auszuschlafen. Am Vormittag machten wir uns aber dann doch noch auf ins benachbarte Jolfa-Quartier, dem armenischen Viertel Esfahans, wo wir plötzlich aus heiterem Himmel Kirchenglocken läuten hörten. Ein heimeliges Gefühl. Doch kurz darauf kam auch schon wieder die Antwort des nächstgelegenen Muezzins, der seine Schäfchen zum Gebet befahl. Uns liess dies kalt und wir betraten das Tor zur armenischen Kirche, woher der Glockenklang kam. Ausser dem kleinen Glockenturm, der etwas verlassen auf dem Platz stand, konnte man gar nicht wirklich erkennen, dass es sich bei diesem Gotteshaus um eine Kirche handelte. Die sandfarbene Kuppel erinnerte eher an eine Moschee, doch als wir das Kirchlein betraten, waren wir beide überwältigt. Oberhalb einer Reihe wohlbekannter blau-gelber Kacheln war der gesamte Innenraum bemalt mit bunten Fresken die querbeet Szenen aus dem alten und neuen Testament darstellten. Vielleicht war der bunte Mix aus christlichen und muslimischen Elementen, vielleicht aber auch der Zeitpunkt, nach unzähligen Moscheen wieder mal etwas Bekanntes zu sehen, der Grund dafür zu wissen, dass dies die schönste Kirche war, die ich bisher gesehen hatte. 
Das Areal beherbergte ebenfalls ein armenisches Museum, in dem allerlei uralte Bücher und u.a. das kleinste Buch der Welt ausgestellt waren. Die Ausstellung zum armenischen Holocaust, für den sich die Türkei bis heute nicht offiziell bei den Armeniern entschuldigt hat und der immer noch für feindliche Seelen sorgt, liess uns beide schwer schlucken. Zu wenig wussten wir darüber, was zwei Jahrzehnte vor dem zweiten Weltkrieg im Osten passiert war. 
Zum Abendessen waren wir erneut bei Ali´s Freunden eingeladen, so wie auch vier weitere Freundinnen. Sie sassen um uns herum und unterhielten sich aufgeregt in Farsi über uns. Warum wir wohl beide Brillen trugen und uns nicht schon längst die Augen gelasert hätten? Warum wir wohl mit dem Velo unterwegs seien? Wie alt wir wohl seien? Wie wir uns wohl kennengelernt hätten? Wir sassen da auf unserem Sofa, amüsierten uns köstlich und liessen alle Fragerei über uns ergehen. Mich plagte aber zunehmend ein schwindendes Selbstwertgefühl, einerseits, da ich mit meinen fahrradtauglichen Fetzen, die aussahen wie aus einem russischen Gulag, wohl die am unmodischsten gekleidete Frau im Iran war (jeder Chador sieht eleganter aus!), und andererseits, weil alle Iranerinnen so auffallend hübsch waren. Und diese Nasen! Wie ich später erfuhr, waren aber 50% der anwesenden weiblichen Nasen operiert, was in ungefähr auch dem Prozentsatz der restlichen jungen, weiblichen Bevölkerung entsprach, die sich bereits einer Schönheitsoperation unterzogen hatte. Ein bisschen trösten konnte mich nur ihr Neid um meinen mittlerweile ziemlich flachen Bauch (wenn ich nicht gerade eine iranische Pizza intus habe) - denn nach der Hochzeit sei es um die wohlgeformten Proportionen einer jeden Iranerin geschehen.

Am nächsten Tag ging unser Programm mit Ali in Esfahan weiter. Wir besuchten die Jameh-e Moschee und den Bazaar. Als wir so durch die bedeckten Gassen schlenderten, sah ich plötzlich durch eine Nebentür ein grosses Haus mit wunderschönem Garten und Springbrunnen, der hoch hinaus über die Mauer, die uns die halbe Sicht verwehrte, vor sich hin plätscherte. Ein Idyll in dieser Hitze! Ich fragte Ali, was denn dies sei, und ob wir da hingehen könnten. Es war eine Medressa, eine muslimische Schule, in der Mullahs ihre Studenten unterrichteten. Wir gingen durchs Tor, doch da stoppte uns Ali. Ein Schild machte für ihn deutlich (für uns nicht so sehr), dass Frauen hier nicht zugelassen seien. Oh je. Doch da kam gerade ein Mullah aus der Medressa, und Ali fragte nach den üblichen persischen Höflichkeitsfloskeln, ob diese Touristen aus der Schweiz vielleicht nicht eine Ausnahme kriegen könnten. Ohne mit der Wimper zu zucken verneinte der düster dreinblickende Mullah sichtlich genervt seine Frage und ging seines Weges. 

Als er in den Winkeln des Bazaars verschwunden war, wollte es Ali doch noch versuchen. Zumindest Domi sollte mitkommen, und es wäre vielleicht schon besser, wenn ich draussen warten würde. Ich war so enttäuscht und ärgerte mich in diesem Moment grün und blau. Dass ich als Touristin quasi als "Ehrenmann" durchging nervte mich sowieso zunehmend, denn ich wusste, dass mich viele Frauen beneiden mussten, wenn ich durch die Stadt radelte - ein Spass, der ihnen hier vergönnt ist. Etwas später konnte ich meinen Ärger in einem schönen traditionellen Restaurant mit Aussicht auf die Kuppel der Sheikh Lotfallah Moschee durch ein Ausgleichen des Blutzuckerspiegels und Zählen der anwesenden Kunstnasen wieder etwas besänftigen. Das khoresht-e bademjun (geschmorte Auberginen, Tomaten, Knoblauch und Ei mit Reis) schmeckte köstlich und das Joghurt-Saffran-Dessert auch, bis Ali die dritte Zutat erwähnte, besonders lange gekochten Lammhals, der verantwortlich war für die klebrige Textur des Nachtischs.

Bevor wir am Abend ein Restaurant in den umliegenden Bergen mit Aussicht über das nächtlich beleuchtete Esfahan besuchten, besichtigten wir noch die letzte Sehenswürdigkeit, den Chehel-Sotun Palast (Vierzig-Säulen Palast), ein eindrückliches Gebäude aus der Zeit der Savawiden mit für den Iran etwas ungewöhnlichen Fresken. Abbildungen von Frauen mit entblössten Brüsten und dergleichen konnten während der Invasion der Afghanen im 18. Jahrhundert gerade noch durch Gips geschützt werden, so dass diese die nach ihrem Geschmack viel zu erotischen Bilder nicht in islamistischem Eifer weisswaschen konnten. Glücklicherweise steht das Gebäude (wohl) unter Denkmalschutz und die Fresken sind wieder erkennbar.
Am nächsten Tag war endlich wieder Fahrradfahren angesagt. Wir waren immer noch ein wenig betrübt darüber, nicht die gesamte Strecke mit eigener Muskelkraft machen zu können (der Ehrgeiz hatte uns doch noch gepackt), doch gegen zu kurze Visadauer ist kein Kraut gewachsen (ausser einer Visa-Verlängerung, die entgegen unserem in der Schweiz akquiriertem Wissen, wohl sehr einfach zu machen gewesen wäre...). Auch fast kein Kraut mehr sahen wir dann etwas später am Tag auf unserer Fahrt in Richtung Wüstenstadt Yazd. Nachdem wir das Industriegebiet von Esfahan hinter uns gelassen hatten, verwandelte sich die Landschaft immer mehr in eine richtige Wüste. Die Sonne brannte auf uns herab und auf unserer Karte war rasch ersichtlich, dass wir es bis zum Mittag in einen Ort schaffen konnten mit Restaurant und hoffentlich einer Klimaanlage. So war es dann auch. Schon bald hatten wir unseren Juje Kabab (Hühnchen Kebab gegrillt mit Sumach und Reis) bestellt und schauten etwas gelangweilt in den grossen Flachbildschirm-Fernseher an der Wand. Zu einlullender Musik wurden Landschaftsaufnahmen aus dem Helikopter gezeigt. Irgendwie kam uns die Landschaft aber doch sehr vertraut vor, konnte das sein? War es die Schweiz? Ein Blick an den rechten oberen Bildschirmrand bestätigte unsere Vermutung: Wir sassen in einem Iranischen Restaurant mitten in der Wüste und schauten HD Suisse. Eine Weile verfolgten unsere Augen die Bahnstrecke die da schon längst gezeigt wurde und da meinte Domi plötzlich "ist das nicht Langenthal?" Ich schaute genauer hin, und tatsächlich: Wir "überflogen" gerade die Neubaustrecke der Bahn 2000. Eine halbe Minute später tauchte ein Dorf auf und nachdem ich es bereits mit Freuden erkannt hatte, erschien der Untertitel "Herzogenbuchsee". Ich konnte es kaum glauben - in äusserst gebrochenem Farsi machte ich den anderen Gästen, die unsere Aufregung wohl schon mitgekriegt hatten, klar, dass ich an diesem Ort aufgewachsen war, und die restlichen Gäste freuten sich mit mir und wollten uns vor Freude gerade zu sich nach Hause einladen. Etwas später erreichte der Helikopter dann auch Bern, und Domi verspürte ebenfalls ein bisschen Heimweh. Nachdem wir uns mit dem Grün des Mittellandes aufgetankt hatten, machten wir uns jedoch wieder auf in die Iranische Hitze. 

Unterwegs hielt uns ein braungebrannter Iraner auf der Strasse an - "Please only stop for a moment". Es war Mohammad Jalali, Besitzer eines Homestays im nahegelegenen Dörfchen Toudeshk, wo wir sowieso planten, die Nacht zu verbringen. Als Alternative bot er uns eine Wüstentour an, mit anschliessendem Nachtessen und Übernachtung in den Sanddünen. Wir hatten zwanzig Kilometer Zeit uns dies zu überlegen, doch die Entscheidung war eigentlich sofort gefällt. Klar wollten wir in die Wüste! In Toudeshk wartete Mohammad bereits auf uns und wir trafen fünf Backpacker aus Deutschland, Österreich und Frankreich, die ebenfalls mit uns auf die Tour kamen. 

Diese war dann auch echt schön und wir erhielten ein paar wertvolle Tipps mit auf den Weg, wie man sich in einer Wüste in der Nacht verhalten sollte. Nicht in die Nähe von Büschen und Sträuchern gehen und in der Nacht kein Licht anzünden, denn dies locke die Tiere an. Trotzdem entfachte Mohammad am Abend auf der Sanddüne ein romantisches Lagerfeuer. Doch mit der Romantik war es bald aus und vorbei. Wie er bereits angekündigt hatte kamen jetzt die Tiere - in Form von harmlosen aber handtellergrossen, weissen und ultraschnellen Spinnen, die überall auf einem herum krabbelten, auch auf dem Gesicht. Unsere Schreie gellten durch die Nacht und wir amüsierten uns jeweils köstlich über das nächste Opfer.
Etwas schlaftrunken stolperten wir am nächsten Morgen in aller Frühe wieder die Düne hoch, um den Sonnenaufgang über der Wüste zu beobachten. Nach einem Frühstück wieder in Mohammads Homestay fuhren wir weiter in Richtung Yazd. Nach einem kurzen Anstieg auf 2400 m.ü.M. mit viel Rückenwind kam die beste Abfahrt seit langem. Völlig unerwartet tat sich vor uns eine Tiefebene auf und auf einer schnurgeraden Strasse ging es einfach nur 1000 Höhenmeter runter. Und als die Strasse längst schon wieder flach aussah, ging es trotzdem immer noch weiter runter. Und die Temperatur stieg und stieg. Jetzt kamen wir in die Hölle, wie uns Mohammad prophezeite. Nach 30 km Abfahrt waren wir in der Wüste angelangt. Glücklicherweise hatten wir diesmal genügend Wasser dabei, denn die Dörfchen, die auf der Karte eingezeichnet waren, entpuppten sich als Karavanserei-Ruine und als Polizeistation. An beiden Orten wollten wir nicht Halt machen um nach Wasser zu suchen. Doch zunehmend erschwerte uns der Wind die Weiterfahrt. Die starken Böen waren etwa so unberechenbar wie der Fahrstil der blauen Zamyad Pickup-Trucks, die auf der Strasse für etwas Abwechslung sorgten. Neben Baumaterial, Heu oder Eis, werden mit diesen z.T. schrottreifen Gefährten auch Leute, Kühe, Pferde, Esel und seit neuestem auch Kamele transportiert. Um der drückenden Mittagshitze zu entkommen, verschwanden wir dann für zwei, drei Stunden in einer Strassenunterführung, wo wir durch den heissen Wüstenwind quasi in einem Umluftbackofen landeten. 
Als die Temperaturen dann wieder etwas erträglicher wurden, fuhren wir weiter ins nächste reale Dörfchen. Bei einem Restaurant stellten wir unser Zelt auf und verbrachten schwitzend die Nacht. Um zehn Uhr abends zeigte unser Kühlschrankthermometer, welches wir noch in München gekauft hatten um die Minus-Grade zu messen, satte 38 °C an. Früh am nächsten Morgen fuhren wir wieder los. Der Wind blies aus der richtigen Richtung, und diesmal konstant. So erreichten wir nach 105 km Yazd noch vor dem Mittagessen. Wir suchten ein günstiges Hotel und fanden uns bald wieder in einem wunderschönen Haus aus der Qajar-Ära mit märchenhaftem Innenhof im Herzen der Altstadt. 

Nachdem wir es uns gemütlich gemacht hatten, erkundeten wir die Wüstenstadt - für einmal auf eigene Faust. Wir schlenderten durch das Lehmlabyrinth, kletterten auf Dächer um die badgirs zu sehen, die durch ausgeklügelte Konstruktion den Wüstenwind einfangen, um die darunterliegenden Räume zu kühlen, und stiegen in die Keller hinab, um nach qanats zu suchen, von Hand angelegte Kanäle, die ganze Städte mit Wasser versorgen konnten. 

Am Abend trafen wir dann zufällig noch auf Simon und Simon, zwei sportliche junge Deutsche, die wir bereits in der Türkei kurz getroffen hatten und die für einen guten Zweck nach Indien radeln, und verabredeten uns für gemeinsames Sightseeing am nächsten Tag. 

 




Nach drei Tagen Ruhe und Entspannung (Iran wurde so was wie "Ferien von den Radferien" für uns) fuhren wir schliesslich mit dem Zug weiter durch die Dasht-e Kavir nach Mashhad. Wir hatten lange Zeit ein vierer Abteil für uns alleine, und so kriegten wir erst kaum  mit, dass der Zug plötzlich mitten in der Wüste angehalten hatte und alle Leute aufgeregt aus dem Zug stiegen. Ich schaute nach und befürchtete, dass es irgendwo brannte, doch als ich den Zugführer in gelassener Miene vor der Tür stehen sah, dämmerte es mir langsam: Die Leute eilten alle in die dafür angelegte Moschee mitten in der Wüste, um ihr Nachmittagsgebet zu sprechen. Zwanzig Minuten hatten sie dafür Zeit.

Imam-Reza-Schrein in Mashhad
Wir blieben im Zug und genossen stattdessen weiterhin die Aussicht. Um vier Uhr Nachts dann noch einmal genau dasselbe. Wir blieben liegen und schliefen weiter... Am nächsten Morgen wurden wir bereits von Vahid, Mahdis Freund, erwartet, der uns zum Homestay führte und uns Mashhad zeigte. Am Abend holte er uns noch einmal ab für Sightsseeing und lud uns zum Abschluss zum Shishlik-Essen ein. Lecker!!! In Mashhad konnten wir dann sehr einfach unser Turkmenistan-Visum organisieren, und die Vorbereitungen für unser nächstes grosses Kapitel Zentralasien waren abgeschlossen. Noch vier Tage bleiben uns im Iran, diesem von unendlicher Gastfreundschaft geprägten Land, in dem wir viele neue Freunde gewonnen haben und aufgrund seiner Grösse nur einen Bruchteil der kulturellen und historischen Schätze bewundern konnten. Ein guter Grund, bald wieder einmal hierher zurück zu kommen...

Samstag, 16. Juni 2012

Iran - der Westen

Wir hatten alles gepackt, waren frühmorgens bereit loszufahren in Richtung Iranische Grenze und mussten nur noch unsere Räder aus der Hotelgarage (ca. 1 m schmaler Durchgang) holen. Doch was war das? Mein Hinterradreifen war doch tatsächlich ohne Luft! Den Platten musste ich mir wohl bei unserem gestrigen Tagesausflug in den Işak Paşa Palast eingefangen haben. Noch bevor Domi jedoch unser Reparaturzeug auspacken konnte, war bereits ein eifriger Kurde dabei, meinen Schlauch gekonnt zu überprüfen. Während er das Loch in seinem Velogeschäft rasch flickte ohne einen Kuruş annehmen zu wollen, fand Domi im Reifen den Übeltäter - einen fiesen kleinen Stachel. Mit einer knappen Stunde Verspätung und dem ersten Flicken am Schlauch machten wir uns auf den Weg in den Iran. Am Strassenrand wurden wir noch kurz durch einen Türken angehalten, der Domi darauf aufmerksam machen wollte, dass sein Licht noch brannte - schliesslich war ja helles Tageslicht. Auch das letzte Hindernis - aus dem Nichts auftauchende, zähnefletschende Hirtenhunde - meisterten wir mittlerweile recht gelassen und erreichten bald darauf die Türkisch-Iranische Grenze. Wir entschieden uns für den Automobil Grenzübergang, denn bei den Lastwagen würden wir wohl heute noch in der Schlange stehen. Obschon uns der freundliche türkische Grenzbeamte aus seinem Land liess, standen wir kurz darauf vor verschlossenen Toren. Erst dachten wir, der Iran wolle niemanden einreisen lassen, doch bei genauerem Hinsehen bemerkten wir, dass das Iranische Tor geöffnet war, jedoch das Türkische davor fest verriegelt. Während wir eine weitere Stunde warteten, führten wir erste interessante Gespräche mit Iranischen Staatsangehörigen. Viele waren sehr interessiert an uns und unseren Fahrrädern, und warnten uns vor dem Iranischen Verkehr. Und nachdem ich mein Kopftuch zum x-ten Mal neu drapiert und geknüpft hatte, meinte eine aufmerksame junge Iranerin zu mir: "Ah, you have problems with your scarf! Look, it´s as easy as this!" und warf sich ihren Schal erneut locker um den Kopf und den Hals. Wirklich einfach, wenn nur der Fahrtwind nicht wäre...
Endlich liessen uns die Türken doch noch gehen und wir passierten die Iranische Passkontrolle erstaunlich rasch. Die Beamten waren extrem freundlich und liessen uns ohne Gepäckkontrolle durch. Endlich geschafft - wir waren im Iran! Voller Vorfreude auf die kommenden 30 Tage fuhren wir los, in die erste grössere Stadt, Maku, wo wir eine Iranische SIM Card kaufen wollten, um besser mit unseren Freunden hier im Land kommunizieren zu können. Dies stellte sich schwieriger heraus als erwartet, denn die Geschäfte waren natürlich alle in Farsi angeschrieben. Es blieb uns nichts anderes übrig als bei jedem Laden langsam durchzufahren und durchs Schaufenster zu blicken, ob es da nicht eventuell SIM Cards geben könnte... Zum Glück bemerkte H., ein Iranischer Student, ziemlich rasch, dass wir etwas hilflos waren in diesem uns noch fremden Land. Er sprach perfekt Englisch und konnte für uns innert Kürze eine SIM Card auftreiben. Er überzeugte uns dann, die Nacht hier in einem Hotel zu verbringen, denn er wollte uns noch seinen Freunden vorstellen und uns die Gegend zeigen. Zu fünft fuhren wir mit dem Auto in die umliegenden Berge, genossen die Aussicht und führten wunderbar offene Gespräche über die Iranische Kultur, die Iranische Regierung, und Gott und die Welt. Schon an unserem ersten Abend lernten wir den Iran von einer ganz anderen Seite kennen, als jene, die uns im Westen durch die Medien vermittelt wird.
Nach einer kurzen Nacht fuhren wir weiter in Richtung Tabriz, wo wir Samads und Elhams Familie kennenlernen wollten. Obwohl wir noch nahe an der türkischen Grenze waren, wechselte das Klima schlagartig - es war trocken und heiss. Der warme Wind blies so kräftig, dass wir alle fünf Minuten unseren Mund mit Wasser anfeuchten mussten, weil der Gaumen bereits so ausgetrocknet war. Durch den Gegenwind kamen wir kaum vom Fleck und die Sonne brannte auf uns herab. Ich geriet nach kurzer Zeit in Wasserpanik, da hier Dörfchen und somit Wasserquellen viel spärlicher gesät waren als bisher in der Türkei, aber Domi konnte mich einigermassen beruhigen. Und als wir bei einem Restaurant, das aus dem Nichts auftauchte, eine Cola und eine Fanta für je 30 Rappen in uns hinein geschüttet hatten, sah die Welt schon wieder viel besser aus.
Da hier im Iran etwa zehn Mal so viele Autos auf den Strassen fahren als in der Türkei, wollten wir am nächsten Tag einen Weg ausprobieren, der etwas abseits der Hauptverkehrsachse lag. Bereits im ersten Städtchen merkten wir, dass unsere ungenaue 1:1´500´000 Karte bei weitem nicht ausreichte, um sich auf den kleinen Nebensträsschen zu orientieren. Die tausend Schilder auf welchen überall "Bahnhof" stand halfen uns auch nicht wirklich weiter. Wir hielten an einer Tankstelle, um nach dem Weg zu fragen, als ein Mann ganz aufgeregt auf uns zu eilte und immer wieder auf Domis Vorderlicht zeigte. Es war kaum zu glauben - es war derselbe Mann, der uns vor zwei Tagen in Doğubayazıt wegen der Fahrradlampe angehalten hatte! Nachdem wir ihm unser Problem geschildert hatten, stiegen er und zwei seiner Freunde kurzerhand in ihr Auto und zeigten uns den Weg aus der Stadt hinaus. Glücklicherweise zeigten sie uns auch die restlichen 15 km bis zur Schnellstrasse (mit Tempo 30 vor uns herfahrend), denn die vielen Abzweigungen uns auch hier zum Verhängnis werden können. Wir entschieden uns trotz des starken Verkehrs auf der Hauptstrasse nach Tabriz weiterzufahren.
Unterwegs mussten wir wieder Proviant einkaufen. Da vorwiegend Männer in Geschäften arbeiteten, die mich mehr oder weniger überhaupt nicht beachteten, überliess ich in den ersten Tagen Domi das Einkaufen. Meistens läuft es folgendermassen ab: Domi nimmt sich was er braucht und die Händler nehmen sich aus unserem Bündel Geld, was sie brauchen. Das Zahlungssystem ist hier mit den vielen Nullen extrem unübersichtlich, und erschwerend kommt dazu, dass die meisten Preise hier nicht in Rial angegeben werden, sondern in imaginärem Tuman, welcher zehnmal mehr Wert hat, als der Rial. Übers Ohr gehauen hat uns noch niemand - zumindest hätten wir es nicht bemerkt. Gemüse und Früchte fanden wir immer sofort, in einem zweiten Geschäft gab es dann meistens Käse, doch Brot zu finden war jedes Mal eine komplizierte Angelegenheit. Wie wir bald herausfanden, gibt es Brot nur in staatlich subventionierten Bäckerstuben zu kaufen, die äusserlich für Touristen kaum als solche zu erkennen sind. Die beste Methode an frisches Brot zu gelangen ist einfach der Nase zu folgen. Leider erst in Tabriz sollten wir erfahren, dass es verschiedene Bäckereien für verschiedene Brottypen gibt. Lavash, ein Fladenbrot so dünn wie Papier und nach zehn Minuten in der Iranischen Hitze trocken wie ein Sandsturm, würden wir künftig vermeiden und gezielt nach Sangak fragen, einem Fladenbrot etwas dicker als Papier aber weich und nahrhaft für müde Velofahrer.
In Marand machten wir für die Nacht einen Zwischenhalt an einer Tankstelle, wo uns M., der Zahlmeister, gleich zu Sandwich und Eiskrem einlud. Im Iran ist es üblich ein Angebot etwa dreimal abzulehnen, bevor man es annehmen sollte, damit auch weniger gut betuchte Leute aus Höflichkeit eine Einladung aussprechen können. Dies gehört zum Ta'arof, dem Iranischen Knigge, und wird von der älteren noch sehr häufig und von der jüngeren Bevölkerung aus Kompliziertheitsgründen immer weniger praktiziert. Erst nach einigem hin und her sollte man merken, wie ernst das Angebot gemeint ist. Zur Sicherheit lehnten wir also jedes Angebot etwa dreimal ab, doch auch noch nach dem vierten oder fünften Mal, liess uns M. unser Essen nicht selbst bezahlen. Unglaublich, wie freundlich und zuvorkommend wir hier empfangen wurden. Es ist auch oft die grenzenlose Neugier der Iraner, die sie dazu bringt, uns auf der Strasse anzusprechen, mit dem Auto langsam neben uns herzufahren und anzuhalten, über ein Feld zu uns her zu rennen, und uns schliesslich zu sich nach Hause einzuladen, um mehr über uns und andere Länder zu erfahren in die zu reisen für viele unglaublich schwierig ist. Aber für sie genauso wichtig ist es, uns und den Westen davon zu überzeugen, dass der Iran nicht ein Land voller Terroristen ist, sondern dass die Menschen hier ganz normale Leute und keine religiösen Fanatiker sind.
So näherten wir uns langsam Sardroud, unserem ersten Zwischenhalt im Iran. Obwohl uns Ahad (Bruder von Samad) mehrmals angeboten hatte, uns vor der Stadteinfahrt abzuholen, wollten wir sein Zuhause selbst finden. Unterwegs hielten wir noch kurz neben der Strasse an, um etwas kleines zu essen. Innerhalb dieser halben Stunde tauchten insgesamt vier Iraner nacheinander bei uns auf und quatschten ein bisschen mit uns am Strassenrand (direkt oder via Dolmetscher-Telefon). Einer wollte noch Geschäfte machen und uns einen seiner Qualitätsradiatoren verkaufen. Bei über 30°C im Schatten konnten wir uns hier das Lachen nicht mehr verkneifen.

Wir trennten uns schliesslich von ihnen und fuhren weiter. Glücklicherweise sind die meisten Strassenschilder hier neben Farsi auch in Englisch angeschrieben, und so war es gar nicht so schwierig ins richtige Quartier zu fahren. Ahad´s Adresse zu finden war aber gar nicht so einfach. Wir fragten mehrere Male nach dem Weg und fuhren den richtungsweisenden Händen nach. Irgendwann glaubten wir in der richtigen Strasse angekommen zu sein und suchten nach der ungeraden Hausnummer - die selbstverständlich alle in persischen Zahlen angeschrieben sind. Wir suchten und suchten, aber fanden sie nicht und fragten schliesslich einen Ladenbesitzer. Er konnte uns leider auch nicht mehr weiterhelfen. So riefen wir Ahad an und baten ihn direkt um Hilfe. Es verging nicht eine Minute und er stand neben uns. Wir befanden uns direkt gegenüber von seiner Wohnung auf der anderen Strassenseite mit den geraden Hausnummern...
Seine Frau und seine Tochter warteten schon auf uns und überraschten uns mit hausgemachten Kufte, leckere grosse Fleischbälle mit einer Überraschung in der Mitte. Danach ging unser Programm los - wir besuchten erst das Azerbaidjan-Museum (mit Azerbaidjan ist nicht das Land gemeint, sondern die Provinz in Iran, wo die türkisch sprechenden Azari leben). Durch die kompetente Führung von Ahad erfuhren wir viel Interessantes über die Geschichte, Kunst und Kultur des mittleren Ostens. Anschliessend besuchten wir die blaue Moschee und eines der wichtigsten Handelszentren der Seidenstrasse: den grössten bedeckten Bazaar der Welt, der von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde.
Am Abend wurden wir dann von Elhams Eltern und ihrer Schwester Ayda zum Kabab und rotem Traubensaft... eingeladen: Barbecue über den Dächern von Tabriz ohne Schal und Manteau - ein befreiendes Gefühl. Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam nach Kandovan, ein kleines, in die Felsen geschlagenes Dörfchen. Quasi ein iranisches Mini-Kappadokien. Es war der 3. Juni 2012 bzw. der 14.3.1391, 23 Jahre nachdem der Iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini starb. Jedes Jahr gibt die Regierung den Menschen diesen Tag frei, um nach Teheran an sein Grab zu pilgern. Doch uns kam es eher so vor, als wären alle nach Kandovan gereist...
Unser dichtes Programm in Tabriz ging viel zu schnell vorbei und wir befanden uns bald wieder auf der Strasse in Richtung Süden. Wir wären gerne noch ein paar Tage geblieben, doch unser viel zu kurzes Visum zwang uns zur Weiterreise. Wir hatten noch vieles vor im Iran.
Unsere Reiseroute führte uns durch die Iranische Provinz Kordestan, vor der uns bereits viele Azari gewarnt hatten. Die Kurden seien alle Terroristen, hiess es. Uns war plötzlich etwas mulmig zu Mute, doch auf der EDA Seite wurde diese Provinz nicht als gefährlich eingestuft. So wagten wir uns erneut vor ins wilde Kurdistan und erlebten das pure Gegenteil von dem was uns prophezeit wurde -  die Leute hier waren überaus freundlich und ich wurde endlich wieder als Person wahrgenommen, Männer schüttelten mir wieder die Hand, sprachen mit mir und lachten mir zu.

Hierhin verschlug es wohl auch weniger Touristen, denn  wir waren praktisch in jedem Ort die Hauptattraktion. In Bukan wurden wir besonders freundlich empfangen, E., ein Pflegefachstudent half uns dabei, ein Hotel zu finden, und etwas später sprachen uns H. und seine Tochter N.  in perfektem Englisch an, ob wir nicht zu Ihnen zu Gast kommen wollten. Es tat uns wahnsinnig leid, ihnen absagen zu müssen, denn sie hatten Verwandte in der Schweiz und waren interessiert, mehr über unser Land zu erfahren. Unser Hotel war nur leider bereits gebucht. Am nächsten Morgen fuhren wir los, als mein Velo plötzlich auffallend laut knackte. Ich dachte erst, ich hätte mich mal wieder verschaltet, und trat noch einmal, wieder knackte es und das Rad blockierte total. Ich stieg vom Rad und schaute nach was los war. Mit Schrecken stellte ich fest, dass sich mein Wechsler vollkommen verbogen hatte und zwischen den Hinterradspeichen steckte. Eines der wichtigen Teile, das nicht zu reparieren war da aus Alu war kaputt! Mir liefen schon die Tränen über die Wangen, als ich Domi durch die Kurdenmenge, die frühmorgens auf dieser Strasse unterwegs war, zurückpfiff. Er konnte mich zwar nicht hören, doch die Menge begriff sofort was los war, und aufgeregt winkten ihn die Männer in meine Richtung zurück. Glücklicherweise waren zu jeder Zeit so viele Augen auf  mich gerichtet, dass mir schon bald vier verschiedene Hände verlorene Schrauben und Zahnräder hinhielten. Ich hätte selbst keine Ahnung gehabt, was alles fehlte. Beim ersten Versuch den Wechsler zurückzubiegen, brach er in zwei Teile und ich noch mehr in Tränen aus; dachte, unsere Reise sei hier vorbei. Ein liebenswürdiger Mann meinte zu mir "no problem - come, come - bicycle service!" und führte uns zu einer Velowerkstatt. Der Mechaniker sah sich das gebrochene Teil an, und machte sich auf die Suche nach einem Ersatzteil. Da unsere Velos mehr Gänge haben als die Iranischen Varianten, liess sich kein passendes Teil finden. Nach kurzem Überlegen versuchte er Domi mit Händen und Füssen zu erklären, dass man dies einfach schweissen konnte. Alu schweissen? Uns blieb nichts anders übrig, als diese Option auszutesten. Während ich auf die Velos und das Gepäck aufpasste, machte sich Domi mit dem Mechaniker auf den Weg zur Werkstatt, in der Alu geschweisst werden konnte - und machte grosse Augen, als plötzlich sie in H.´s Werkstatt landeten, dem Kurden, der uns gestern so gerne zu sich eingeladen hätte. Voller Stolz, dass er uns helfen konnte, schweisste er gekonnt das gebrochene Aluteil zusammen.

Bald kamen Domi und der Velomechaniker zurück in die Werkstatt und konnten gemeinsam mein Velo reparieren, als das Telefon klingelte. Es war erneut H., der uns zu sich nach Hause zum Essen einladen wollte. Er freute sich über unsere langerwartete Zusage und stand bald darauf mit seiner Tochter in der Werkstatt um uns den Weg zu sich nach Hause zu zeigen. Während er die zwei Stunden bis zum Mittag noch arbeitete, fuhren die Tochter und ihr Cousin mit uns in eine nahegelegene Höhle und wieder zurück nach Hause, wo wir zum ersten Mal Iranische Pizza kosteten - eine richtige Energiebombe mit viel Käse und Ketchup. Schweren Herzens machten wir uns dann am Spätnachmittag wieder auf den Weg. Aufgrund unseres allzu kurzen Visums mussten wir ihre Einladung zu einer kurdischen Hochzeit, die am nächsten Tag stattfinden sollte, abschlagen. Das wäre bestimmt ein einmaliges Erlebnis gewesen.
Mit intakten Velos fuhren wir weiter ins Innere der Provinz. Nach einer entspannten Nacht im Hotel von Saghez fuhren wir über viele Hügel, die immerhin über 2000 m.ü.M. hoch waren, nach Divandarreh. Dort sprach uns N., ein kurdischer Englischlehrer in einwandfreiem Oxfordenglisch an, und half uns ein Mosaferkhaneh zu finden. Er betonte immer wieder, dass er uns gerne zu sich nach Hause einladen würde, und beim Anblick des Motels sagten wir schliesslich gerne zu. Wir verbrachten einen wunderschönen Abend mit N. und seiner Familie in seinem einfachen, kurdischen Haus. Wie es typisch ist für einen kurdischen Haushalt, gab es praktisch keine Möbel, dafür war die ganze Wohnung ausgestattet mit Perserteppichen und Kissen. Man konnte sich hinsetzen oder -legen wo man wollte, es war richtig gemütlich. Von N.  erfuhren wir viel über die Kurden, ein Volk, das  trotz starkem Identitätsbewusstsein seit hunderten von Jahren über verschiedene Landesgrenzen hinweg verteilt ist, und aufgrund massiver Kontrollen und Einschränkungen durch die türkische, iranische, syrische und irakische Regierung bis heute erfolglos blieb, einen eigenen kurdischen Staat zu gründen.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter, in Richtung Kermanshah, wo wir unseren Iranischen Freund Mahdi treffen wollten. In Sanandaj, der Hauptstadt Kordestans, nächtigten wir aber erst nochmal im Hotel und füllten unsere Provianttasche am Bazaar wieder auf. Mithilfe unseres kleinen Sprachführers, den der Kellner bei der Bestellung explizit verlangte, konnten wir am Abend sogar in einem lokalen Restaurant dinieren. Am nächsten Abend kamen wir dann endlich in Kermanshah an, wo wir freudig von Mahdi willkommen geheissen wurden.

Obwohl wir uns eifrig wehrten, lud er uns für drei Tage in ein Luxushotel ein. Es war das beste Hotel unserer bisherigen Reise! Wie in Tabriz hatten wir auch hier in Kermanshah ein dichtes Programm und wurden von Ardashir, unserem privaten Fahrer und Kabab-Koch während drei Tagen durch die Gegend chauffiert. Wir kamen uns richtig königlich vor. Am nächsten Abend kam dann auch Fahimeh in Kermanshah an und wiederum war die Wiedersehensfreude riesig. Es war mein bester Geburtstag! Nach Bergdörfern, Höhlen, einem UNESCO Weltkulturerbe (Bisotoun), einem iranischen Abend bei Mahdis Kollegin und vielen guten Restaurants mussten wir uns schweren Herzens wieder von unseren Freunden trennen.

Da unsere Zeit im Iran ablief und trotz 1000 km seit der türkischen Grenze immer noch im Westen des Landes waren, entschieden wir uns den Bus nach Isfahan zu nehmen. Für die Strecke, die wir jetzt in einer Nacht zurücklegten, konnten wir fünf Tage Zeit zurückgewinnen. Am frühen Morgen kamen wir dann übernächtigt in Isfahan an, wo wir bereits von Ali (Aydas Cousin) erwartet wurden.